Arthrose

Das Kniegelenk ist das im Laufe des Lebens am meisten beanspruchte Körpergelenk und unterliegt deshalb auch häufig Verschleißerscheinungen.

Dies ist ein natürlicher biologischer Prozess, der alle unsere Körpergewebe betrifft und dessen Geschwindigkeit insbesondere durch die genetisch festgelegte Knorpelqualität des Individuums bestimmt wird.

Unter bestimmten Bedingungen allerdings entwickelt sich dieser Verschleiß ungewöhnlich schnell und frühzeitig. Besonders häufig ist dies nach nicht oder unzureichend behandelten Kreuzbandrissen, bei ausgeprägten X– und O-Beinen sowie nach der früher üblichen totalen Meniskusentfernung. Auch Stoffwechsel­erkrankungen (z.B. Gicht) und Übergewicht stellen Risikofaktoren dar.

Beschwerden

Belastungsabhängige Schmerzen, die sich je nach Ausprägung und Lokalisation der Arthrose unterschiedlich bemerkbar machen, stehen im Vordergrund. Erst spät haben Patienten auch in Ruhe und nachts Schmerzen. Häufig kommt es zu einer begleitenden entzündlichen Reaktion der Gelenkschleimhaut durch Abriebpartikel und das Gelenk füllt sich mit Flüssigkeit und wird dick (Erguss). Durch den hierdurch erhöhten Druck im Gelenk kann es auch zur Schwellung in der Kniekehle (sog. Baker-Zyste) kommen.

Diagnose

In aller Regel wird heute nach Untersuchung und Röntgen auch eine Kernspintomografie des Gelenkes durchgeführt. Durch dieses Verfahren lassen sich neben der Knochenstruktur insbesondere auch Meniskus- und Knorpelschädigungen bildlich darstellen und ihr Schweregrad beurteilen. Diese Informationen geben dem Behandler die Sicherheit, zusammen mit dem Patienten die jeweils optimale Therapieform auszuwählen.

Therapie

Die Arthrose ist das Resultat mehr oder weniger natürlicher Abnutzungsprozesse und der sich in unserem Leben zu gewaltigem Ausmaß summierenden Belastungen der Gelenke. Insoweit kann sie auch nicht wirklich geheilt werden. Die angewandten Therapieformen zielen vielmehr alle nur auf die Linderung der verursachten Beschwerden und Beeinträchtigungen ab. Prinzipiell unterscheidet man zwischen konservativer (nichtoperativer) und operativer Therapie. Die Auswahl des jeweiligen Vorgehens hängt maßgeblich von der individuellen Ausprägung der Arthrose ab.

Konservative Therapie

Es stehen uns heute eine Reihe von unterschiedlichen Maßnahmen zur Linderung der durch eine Arthrose verursachten Beschwerden zur Verfügung. Neben der grundlegenden Beeinflussung der Lebensführung mit Vermeidung von Überbelastung des Gelenkes durch Alltag, Sport und Übergewicht ist ein vorsichtiges und den jeweiligen individuellen Voraussetzungen angepasstes Muskelaufbautraining und Krankengymnastik von großem Nutzen (Knieschule). Begleitend empfehlen sich lokale Maßnahmen und bei schwereren Fällen auch die zeitlich begrenzte Gabe von entzündungshemmenden Medikamenten (z.B. Diclofenac, Ibuprofen o.ä.), ggf. auch der Einsatz von Akupunktur.

Ein weiterer moderner Therapieansatz, der in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen hat, ist die Injektion von Knorpelgrundsubstanz (Hyaluronsäure) in das betroffene Gelenk. Hierdurch kann in vielen Fällen zumindest eine vorübergehende Besserung der Beschwerden erzielt werden. Weitere mögliche Behandlungsformen sind neben Nahrungsergänzungsmitteln (z.B. Glucosamin, Chondroitinsulfat, Teufelskralle u.a.) die Injektion einer radioaktiven Substanz in das Gelenk (Radiosynoviorthese). Hierdurch wird die Gelenkinnenhaut verödet und dadurch die immer wiederkehrenden Ergussbildungen und die subjektiven Symptome reduziert.
Eine wichtige Rolle in der Arthrosetherapie spielen auch technische Hilfsmittel wie Einlagen, Schuhzurichtungen, Schienen und Bandagen. Ob und welche dieser Therapien in welcher Kombination und Reihenfolge zur Anwendung kommen, entscheiden Patient und behandelnder Arzt je nach den gegebenen Gelenkverhältnissen.

Operative Therapie

Wie auch bei der nichtoperativen Therapie kann durch eine operative Maßnahme kein gänzlich intaktes Gelenk mehr hergestellt werden. Ziel ist deshalb primär die Wiederherstellung der Gelenkfunktion und Schmerzreduktion.

Arthroskopie

Bei dieser minimalinvasiven Operation werden neben Meniskuseinrissen auch Knorpelglättungen, teilweise Entfernungen der Gelenkinnenhaut, Abtragung von störenden Gelenkanbauten, Entfernungen von freien Gelenkkörpern, Mikro frakturierung (s.u.) und Ausspülungen der im Laufe der Jahre angesammelten Abriebprodukte durchgeführt. Dieser auch als Gelenktoilette bezeichnete Eingriff hat meist - aber nicht immer - eine deutliche Beschwerde besserung zur Folge und kann bei Bedarf nach einiger Zeit auch wiederholt werden.

Mikrofrakturierung

Dieser Eingriff erfolgt im Rahmen einer Arthroskopie und eignet sich sehr gut für kleinere Knorpeldefekte. Mit einem scharfen Instrument wird im geschädigten Areal an mehreren Stellen der Knochen bis ins Knochenmark durchbohrt. Stammzellen treten aus und bilden lokal zunächst ein Blutgerinnsel, aus dem sich dann nach mehreren Wochen ein faseriger Ersatzknorpel bildet. Nach diesem Eingriff muss das Knie für ca. vier Wochen teilentlastet werden.

Knorpeltransplantation

Prinzipiell haben sich hierfür zwei Standardverfahren durchgesetzt. Beide eignen sich allerdings nicht für bereits ausgedehnte Arthrosebezirke, da bei diesen die Methoden überfordert und die Ergebnisse unbefriedigend sind. Bei dem als Mosaikplastik (OATS) bezeichneten Verfahren werden im selben Gelenk aus unbelasteten Gebieten entnommene, intakte Knorpel - Knochenzylinder im Bereich des Arthrosebezirkes eingesetzt. Hierfür ist eine Gelenkeröffnung erforderlich. Postoperativ muss das Gelenk für sechs Wochen entlastet werden. 

Bei der autologen (körpereigenen) Knorpelzelltransplantation (ACT) werden in einem Ersteingriff zunächst gesunde Knorpelzellen entnommen, dann in einem Labor angezüchtet und auf eine Trägerschicht aufgetragen. Diese wird in einem zweiten Eingriff ebenfalls über eine kleine Gelenkeröffnung im betroffenen Areal verankert. Auch hier ist eine vielwöchige Entlastung erforderlich.

Umstellungsosteotomie

Bei diesem Eingriff wird auf operativem Wege die Beinachse geändert, um die einseitige Überbelastung des inneren oder äußeren Kniegelenkanteiles insbesondere bei ausgeprägten O- oder X-Beinstellungen zu beseitigen. Dieses Verfahren bietet sich besonders bei bereits eingetretenen schweren Arthrosen an, die isoliert nur einen Anteil des Gelenkes betreffen. Durch die resultierende Umverteilung der Gewichtslast kommt es zu Schmerz – und Beschwerde reduktion und die Implantation einer Gelenkprothese kann ggf. auch dauerhaft vermieden werden.

Kniegelenkprothese

Je nach Lokalisation und Ausdehnung der arthrotischen Veränderungen kann bei Scheitern der konservativen aber auch anderer operativer Verfahren die Implantation einer Kniegelenkprothese erfolgen. Bei diesem mittlerweile weltweit zigtausendfach durchgeführtem Routineeingriff wird zwischen zwei prinzipiell unterschiedlichen Prothesentypen unterschieden.

Schlittenprothese (Teilprothese)

Diese Prothesenform ist die minimalste Form des Gelenkersatzes und nur bei einer einseitigen Abnutzung des Gelenkes sinnvoll.
Hierbei wird über einen nur wenige Zentimeter langen Hautschnitt die betroffene Knorpelfläche von jeweils Schienbein und Oberschenkel mit einer nur einige Quadratzentimeter großen Gleitfläche aus Metall und Kunststoff ersetzt. Dieses Verfahren ist im Vergleich zu der Knietotalendoprothese erheblich schonender und bedarf auch nur deutlich kürzerer Nachbehandlungszeiten.

Totalendoprothese (Vollprothese)

Bei der Totalendoprothese wird die oberste Knorpel- und Knochenschicht sowohl am Oberschenkel als auch am Schienbein entfernt und durch eine Gleitschicht in Metall /Kunststoff -Kombination ersetzt. Auch der ebenfalls von Arthrose häufig befallene Gelenkanteil hinter der Kniescheibe kann bei diesem Eingriff problemlos ersetzt werden.

Naturgemäß ist die Nachbehandlungszeit und Entlastungsphase bei der Totalendoprothese deutlich höher als bei der Schlittenprothese. Andererseits kann dieses Verfahren aber auch bei schweren und schwersten Fällen mit in der Regel guten Ergebnissen angewendet werden.